Bild: Bernd Perlbach
Denkmalpflege

Haus 7 im Anscharpark

Das Marinelazarett Kiel-Wik wurde 1903 bis 1908 in unmittelbarer Nähe zum seinerzeitigen Reichskriegshafen errichtet. Seine Pavillonbebauung mit ihrer parkartigen Grünanlage ist ein herausragendes Zeugnis des hohen gestalterischen Anspruchs der späten Kaiserzeit an Architektur und Freiraum. Das Lazarett diente nach dem Zweiten Weltkrieg als Teil des Universitätsklinikums und wurde 1995 unter Denkmalschutz gestellt. Die Kliniknutzung wurde 2005 nach fast 100 Jahren aufgrund funktionaler und konstruktiver Mängel aufgegeben.
BSP Architekten erarbeiteten ab 2003 eine denkmalgerechte Nachnutzung, die aus planungsrechtlichen Gründen aber nur teilweise umgesetzt werden konnte. Danach ruhte die Entwicklung jahrelang und die damalige Eigentümerin überließ die Gebäude sich selbst, wodurch sie stark verfielen. Erst im Zuge der Gesamtentwicklung zum Wohnquartier Anscharpark gelang es 2015 einer Baugemeinschaft, das ehemalige Absonderungsgebäude Haus 7, das zuletzt als Neurochirurgie genutzt worden war, zu erwerben, um es zu sanieren und in ein Wohn- und Bürohaus umzubauen.

Die gesamte Planung wurde eng mit der Denkmalpflege abgestimmt. Da lediglich die Steinfassade und die Treppenhäuser weitgehend im Originalzustand erhalten waren und der gesamte Innenausbau weder historisch, noch von hoher Qualität war, konnte BSP die Wohnungsgrundrisse recht frei auf die Bedürfnisse der späteren Bewoh­ner zuschneiden. Es entstanden zehn Wohnungen zwischen 80 und 240 m² und insgesamt 300 m² Büro- bzw. Atelierfläche.
Die Fassade wurde saniert und erhielt eine mineralische Innendämmung, um den KfW-Energiestandard Denkmal zu erreichen. Die in den 60er Jahren ersetzten Fenster und Haustüren wurden anhand von bei anderen Gebäuden des Ensembles vorhandenen Originalbauteilen rekonstruiert. Neue Elemente wurden modern gestaltet, so beispielsweise die Balkone, ein zusätzliches Treppenhaus, ein nicht rekonstruierbarer sowie ein neuer Hauseingang. Das nur teilunterkellerte Gebäude erhielt, da oberirdische Bauwerke den Parkcharakter des Geländes gestört hätten, zwei außenliegende unterirdische Fahrradräume, die lediglich als Pflanzbeete in Erscheinung treten. Der alte Dachstuhl blieb erhalten, wurde ertüchtigt und für die erforderliche Dämmung verstärkt. Die ungedämmten Gauben aus den 40er Jahren wurden durch gedämmte CorTen-Stahl-Konstruktionen in zeitgemäßer Formensprache ersetzt.

  • Bauherr:
    Baugemeinschaft Haus 7 im Anscharpark GbR
  • Projektadresse:
    Boltenhagener Straße 4 – 8
  • Wohn-/ Nutzfläche:
    1.520 m²
  • Planungsbeginn:
    2015
  • Fertigstellung:
    2017
  • Leistungsphasen:
    1-9
  • Auszeichnungen:
    Auszeichnung – BDA-Preis S-H 2019
    Auszeichnung - Landespreis für Baukultur 2022 (Kategorie Wohnen und Arbeiten)
  • Bildnachweis:
    Bernd Perlbach (Bild 1, 3-8), BSP Architekten (Bild 2)

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